Wer kennt das nicht? Alles wäre an der Modelleisenbahn-Anlage perfekt, wenn - ja, wenn der Rad-Schiene-Kontakt besser wäre. Der ReinigungsSchlitten verschafft jedoch Abhilfe…
von Stefan Burkhard
Besonders Zweileiter-Fahrer wie ich, aber auch Freunde des Mittelleiterbetriebes kennen das Problem: Urplötzlich will eine Lokomotive nicht mehr anfahren oder bleibt sogar auf freier Strecke stehen, weil der Schmutz auf den Schienen die Stromzufuhr zur Lokomotive verhindert. Besonders verhängnisvoll wirken sich schmutzige Schienen im Digitalbetrieb aus: Ist der Kontakt an einer Stelle erst mal schlecht, kann eine Lok - da sie ja langsam beschleunigt - häufig gar nicht mehr anfahren.
Mit diversen Reinigungssystemen von verschiedenen Anbietern - mit teuren und weniger teuren Putzwagen, mit solchen, die mit rotierenden Polierscheiben ausgerüstet sind oder mit solchen, die einen einfachen Reinigungsgummi über die Schienen schieben - habe ich in vergangenen Jahren Erfahrungen gesammelt; auf die Dauer musste ich dann immer wieder von Hand die Schienen putzen - oft auch an besonders unzugänglichen Stellen.
Mit dem ReinigungsSchlitten von rail4you dürfte das jedoch der Vergangenheit angehören, zumindest nach dem Urteil meiner bisherigen Erfahrungen. Lässt man ihn einige Stunden über die Schienen fahren, sind sie sauber!
Sein Geheimnis liegt im Grunde genommen im genial einfachen Aufbau: Er besteht aus einem Wagen mit relativ kurzem Radstand und zwei (oder im Mittelleiterbetrieb drei) Schleifern, die die Schienenoberfläche (und den Mittelleiter) im wahrsten Sinne des Wortes etwas „abschleifen“. Der kurze Radstand sorgt dafür, dass die (Spezial-)Schleifer immer auf der Schiene liegen - selbst Kurven und Wechselkurven des Radius 360mm sind befahrbar.
Die Schleifer schmirgeln den Dreck weg, weil deren Unterseite mit einer nicht-stromleitenden Spezialbeschichtung versehen ist, die von solcher Güte und Härte ist, dass sie praktisch keine Verschleisserscheinungen mehr kennt. (Zwar ist es möglich, dass die Poren dieser Spezialbeschichtung mit der Zeit durch den Schmutz der Schienen etwas verstopfen, mit einer Zahnbürste und etwas Wundbenzin lässt dieser sich jedoch von dort wieder leicht auswaschen.)
Das Resultat überzeugt im praktischen Betrieb: Weil der Wagen relativ schwer ist, und weil die Schleifer sich dynamisch und mit feinem, konstantem Anpressdruck in der Höhe dem Niveau der Schienen anpassen, putzt der Wagen auch in tieferen Schienenbereichen, wo andere Reinigungssysteme sonst eher Mühe haben. Steht der Wagen still, rotiert keine Polierscheibe weiter, die mit der Zeit eine Delle in die Schiene fräsen würde. Im Gegenteil: Feine Niveau-Unterschiede werden durch die horizontale Gleitbewegung des Schleifers eher geglättet. Da die Spezialbeschichtung nicht-stromleitend ist, ist es auch problemlos möglich, polarisierte Weichenherzstücke zu überfahren, ohne dass Kurzschlüsse auftreten.
Wirklich - eine saubere Sache! Simpel und zuverlässig! Mit der Zeit gehen auch die hartnäckigsten „Dreck- , Gummi- und Schmutzrückstände“ von den Schienen weg. Man hört den ReinigungsSchlitten regelrecht „kreischen“, wenn er die Schienen putzt.
Das Ganze hat natürlich auch ein kleines Häkchen: Theoretisch putzt die Spezialbeschichtung nämlich so gut, dass sie in der Lage wäre, bei „hundertjährigem“ Einsatz, die Schiene selber abzuschleifen und „wegzuputzen“. Von meiner praktischen Erfahrung her kann ich allerdings guten Gewissens entwarnen. Selbst nach mehrstündigem Dauerbetrieb sind keine Rillen in den Schienen oder andere Verformungen erkennbar. Alles wirkt wie neu!
Trotzdem finde ich es wichtig, auf diese enorme „Putzkraft“ des ReinigungsSchlittens hinzuweisen. Bei unsachgemässem Dauerbetrieb (etwa auf Demonstrationsanlagen) könnte das Schienenmaterial mit der Zeit leiden. Aus diesem Grund sollte man den ReinigungsSchlitten klar als das sehen, wozu er eigentlich von seinem Konstrukteur E.R. Iten ersonnen wurde. Nämlich als ReinigungsSchlitten, der nur so oft eingesetzt wird, wie nötig, aber eben auch so selten, wie möglich. So ist es meines Erachtens sinnvoll, dass man mit dem ReinigungsSchlitten zuerst (nach einem längeren Betriebsunterbruch) alle Schienen reinigt, und ihn dann wieder von der Anlage nimmt.
Der ReinigungsSchlitten ist ein reiner Funktionswagen für die Modelleisenbahn - jedoch kein eigentlicher Modellwagen. Seine Funktion, dass er die Schienen putzen soll, erfüllt er ausgezeichnet!